Österreich Nachhaltige Ferien in den Bergen
Mitten auf dem Mieminger Plateau bei Innsbruck soll Urlaub ganz besonders nachhaltig verbracht werden. Ein Hotelier geht in Tirol seit einigen Jahren im Tourismus einen anderen Weg, um das Klima zu schützen.
Vor dem Panorama der Berge der Mieminger Gebirgskette spielen bei strahlendem Sonnenschein Kinder Fußball oder turnen auf einem großen hölzernen Klettergerüst herum. Doch um Punkt 17 Uhr ist plötzlich Ruhe auf der Wiese hinter dem Hotel Stern in Obsteig, etwa 40 Minuten mit dem Auto von Tirols Hauptstadt Innsbruck entfernt. Der Höhepunkt des Tages ereignet sich für den zweijährigen Paul und viele andere Kinder am späten Nachmittag: Opa Toni lädt zum Füttern der Ponys, Ziegen und Hasen ein. Der tierbegeisterte Paul ist sofort zur Stelle und beobachtet mit großen Augen außerhalb des Ziegengeheges gespannt, wie die Tiere Toni Hairer aus der Hand fressen. Der Mitarbeiter des Hotels Stern und Freund der Wirtsfamilie Föger kümmert sich rührend um den Streichelzoo und unternimmt Pony-Touren mit den jungen Gästen. Großvater ist er zwar nicht, den Titel des Opas haben ihm Hotelgäste verliehen.
Umrahmt von den Bergen der Mieminger Kette herrscht hier ein Hauch von Alpenidylle, wie man sie aus vielen Heimatfilmen kennt. Die Kulisse wurde genau dafür bereits rege genutzt. Hier auf dem Mieminger Plateau, im Ort Wildermieming, zehn Minuten entfernt von Obsteig, steht das Bergdoktorhaus, in dem die Serie „Der Bergdoktor“ in den 1990er-Jahren gedreht wurde. Das Mieminger Plateau gilt als Sonnenplateau. Mehr als 2000 Sonnenstunden im Jahr machen die Region zu einem idealen Urlaubsziel. Aprés Ski und Hüttengaudi sucht man auch in der kalten Jahreszeit vergebens. Im Winter sind die schneebedeckten Lärchenwälder wohl eines der schönsten Langlaufgebiete Österreichs, das sich auf Skiern oder Schneeschuhen erkunden lässt.
Das Hotel Stern ragt hier im kleinen Örtchen Obsteig nahe Innsbruck heraus. René Föger hatte das Gasthaus 2004 im Alter von 27 Jahren übernommen. „Als Sanierungsbetrieb“, wie er betont. Heute ist es das erste klimaneutrale Hotel Österreichs. „Wir haben jeden Cent umdrehen müssen – zum Glück“, sagt Föger. „Das hat uns zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt, der Natur, den Menschen und den Produkten der Region gezwungen“, erzählt der Gastwirt. Nachhaltig zu handeln, das war für den Hotelier ein „Zurück zum Ursprung“, wie er sagt. So kommt das Hotel Stern auf einen CO2-Verbrauch von zwölf Kilogramm pro Übernachtung – und liegt damit weit unter dem Durchschnitt von 21 Kilogramm wie andere Hotels dieser Kategorie.
„Nachhaltigkeit klingt ja, als müsste man auf alles verzichten“, sagt er. Doch auf unterschiedliche Weise will er das Thema anfassbar, erlebbar machen. Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern spielerisch. Beim Klima-Spiel des Stern kann jeder Gast mitmachen. Punkte werden gesammelt beispielsweise, wenn man seim Frühstück ohne Wurst isst, auf die Zimmerreinigung oder den Aufzug verzichtet oder auch das Auto während des gesamten Aufenthalts stehenlässt und etwa einen Innsbruck-Ausflug mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unternimmt. „So versteht jeder, wie man ganz einfach etwas für den Klimaschutz tut“, findet der vierfache Vater.
Im Wirtshaus wird zudem gegessen „mit Butz und Stingl“ – das ist Tirolerisch dafür, dass alles verwertet wird. Die Essensportionen sind vielleicht kleiner als anderswo. Doch dafür gibt’s den Salat und das Brot vom Frühstückbüffet zum Abendessen als kleine Vorspeise dazu. „So macht man das ja zu Hause auch“, erklärt René Föger. Das „Eardige Menü“ zum Abendessen kommt ohne Fleisch aus – und somit mit weniger CO2-Ausstoß.
Das Mieminger Plateau ist wie für den Familienurlaub gemacht. „Wir haben hier das Landschaftsschutzgebiet Larchwiesen direkt vor der Nase“, wirbt René Föger. Die Region rund um das Hotel eignet sich also hervorragend für Aktivitäten in der Natur. Während sich die Erwachsenen mit Hotelmitarbeiter Andi beim Waldyoga entspannen oder eine Tour auf E-Mountainbikes unternehmen, erkunden die Kinder mit Betreuerin Annemarie den Lärchenwald. Auf ihrer Wanderung sammeln Paul, Jacob, Kilian und Mimi mit ihr zusammen Blätter, Äste und Lärchenzapfen und sind erstaunt, was die Natur am Wegesrand hergibt. Auf einer Lichtung packt Annemarie ein Fernglas aus. „Schaut mal, dort drüben, da ist eine Höhle eines Spechts“, sagt sie und deutet auf einen Baumstamm. Und nur wenige Augenblicke später reckt der Vogel seinen Schnabel aus dem Astloch und die Kinder staunen.
Auch rund um das Hotel Stern können die jungen Gäste viel erleben. Das Gasthaus bietet eine tägliche Kinderbetreuung und einen Indoor-Spielplatz an. Währenddessen können sich die Erwachsenen in der Panorama-Alpensauna entspannen. Die Scheune hat René Föger zu einem Kindererlebnis-Stadel umbauen lassen. Dort können die Kinder klettern, springen und toben.
Seit 2020 verfügt Der Stern über ein Hallenbad. Doch das ist für die CO2-Bilanz keineswegs negativ. Damit keine zusätzliche Fläche versiegelt wird, hat Föger das „Sternentaucher“ unterirdisch angelegt. Gleichzeitig wurde die Haustechnik des gesamten Hotels erneuert, sodass Der Stern nun mit Hallenbad weniger Energie verbraucht als vorher. Neben den Hotelgästen nutzen auch Schulen und Vereine das Bad. Auf dem Dach hat Föger eine Obstwiese angelegt. Darauf stehen zwei Bienenstöcke. Der Honig landet direkt auf dem Frühstückstisch.
Die Redaktion wurde vom Hotel Stern und Innsbruck Tourismus zu der Reise eingeladen.
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- Tirol
FAQs
Wo findet man nachhaltigen Tourismus? ›
Nachhaltigen Tourismus gibt es nicht nur in fernen Ländern. Auch in Deutschland lassen sich Orte für Reisen im Bereich des Nachhaltigen Tourismus finden, wie zum Beispiel den Spreewald, ein Naturschutzgebiet zwischen Berlin und Dresden.
Was ist mit nachhaltigem Reisen gemeint? ›Was bedeutet nachhaltiges Reisen? Heute sind wir nicht nur stärker für Umweltprobleme, sondern auch für soziale und kulturelle Probleme sensibilisiert. Als Reaktion auf den Massentourismus ist der nachhaltige Tourismus entstanden, auch Ökotourismus, umwelt- und sozialverträglicher oder sanfter Tourismus genannt.
Was ist sanfter Tourismus in den Alpen? ›Ein derartiger Versuch wird häufig als "sanfter Tourismus" oder "Ökotourismus" bezeichnet. Gemeint ist, dass das Reisen ökologisch und sozial verträglich ist, dass negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt möglichst gering bleiben.
Ist nachhaltiger Tourismus teurer? ›Nachhaltige Reisen sind nicht zwangsläufig teurer als normale Reiseangebote. All-inclusive-Angebote zu Dumpingpreisen wird man allerdings auch nicht finden. Denn verantwortungsvolles Verreisen bedeutet faire Preise: Für den Reisenden, die Umwelt und die Dienstleister.
Wie funktioniert Sanfter Tourismus? ›Im sanften Tourismus geht es darum, diese weitestgehend unberührt zu lassen und dadurch eine positive Entwicklung der natürlichen, sozialen und wirtschaftlichen Zustände herbeizuführen. Damit dies möglich ist, müssen die Interessen der Einwohner mit denen der Touristen in Einklang gebracht werden.
Welches Siegel bescheinigt Nachhaltigkeit beim Reisen? ›TourCert ist eins der angesehensten Siegel, das ein umweltfreundliches Tourismusangebot bestätigt. Mit dem Viabono-Siegel werden Restaurants, Hotels, Unterkünfte und Reiseunternehmen für Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Wer das Zertifikat erhält, wird auch regelmäßig überprüft.
Welche nachhaltigen Unternehmen gibt es? ›Laut einem Ranking von Stern und Statista ist der Versicherungskonzern Allianz mit einem Gesamtscore von 90,7 das nachhaltigste Unternehmen Deutschlands 2021. Dahinter folgt das Pharmaunternehmen Merck und die Telefonica Deutschland. Bewertet wurden 2.000 Firmen mit Hauptsitz in Deutschland.
Wo gibt es überall Massentourismus? ›- Barcelona (Spanien)
- Amsterdam (Niederlande)
- Venedig (Italien)
- Mailand (Italien)
- Budapest (Ungarn)
- Bukarest (Rumänien)
- Reykjavík (Island)
- Moskau (Russland)
- Kalender „Blaues Wunder Erde“
- BNE-Materialkoffer.
- Waschbäre dich!
- Climate Action for Climate Justice in Brandenburg.
- Mühlenreporter*in.
- Vielfalt in der Box: Insekten-Erlebnis-Box.
- Schutz und nachhaltige Nutzung von Kopfweiden.
- Der lebendige Komposthaufen.